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Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 17.03.2005 06:00

Die "Tage der Schulen" lockten rund 1500 Schüler an die ETH
Alle Sinne gefordert

Die ETH Zürich feiert ihr 150-Jahr-Jubiläum. Mit ihr 1500 Schülerinnen und Schüler von der 5. bis 9. Klasse, die sich Montag, Dienstag und für heute Donnerstag zu den "Tagen der Schule" im HCI angemeldet hatten. Sie hörten im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten der HCI-Gebäude Schnuppervorlesungen, besichtigten Labors und experimentierten in kleinen Gruppen selbst.

Von Gabriele Aebli

Die Experimentalvorlesung "Farben, Schall und Licht" von Wolfram Uhlig und Bruno Rüttimann vom Laboratorium für Anorganische Chemie zum Abschluss jedes Veranstaltungsblocks der "Tage der Schule" der ETH Zürich war auch am vergangenen Dienstag ein Erfolg. Zum Schluss waren alle anwesenden Schüler begeistert. Sie klatschten, stampften mit den Füssen und riefen immer wieder "da capo", wenn Stahlwolle in einem Feuerregen verbrannte, Trockeneis blubberte und auf wunderbare Art eine pinkfarbene Flüssigkeit entfärbte oder ein blauer Kugelblitz durch eine lange Röhre fegte. Es herrschte beinahe Zirkusstimmung: Die Zürcher Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe, die hinter den Pulten des Hörsaals fast verschwanden, folgten den Attraktionen drei Viertelstunden lang, atemlos und hingerissen.

Selbst produzieren fand Anklang

Zu diesen Erlebnissen verhalfen Angehörige der Departemente und Institute, die heute in den HCI-Gebäuden zu Hause sind. Im Rahmen der Eröffnungsanlässe wurden auch die Zürcher Schulen eingeladen, die Arbeit der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Instituts für Pharmazeutische Wissenschaften (IPW), der Laboratorien des Departements Chemie und Angewandte Biowissenschaften (D-CHAB), des Departements Materialwissenschaft (D-MATL) und das Institut für Mikrobiologie (IMB) auf verschiedenen Pfaden zu erleben.

Heute Donnerstag tun dies die letzten Gruppen der rund 1500 angemeldeten Zürcher Mittel- und Oberstufenschüler. Auf dem Programm standen jeweils zwei Vorlesungen und zwei auszuwählende Experimentierstationen mit insgesamt 40 verschiedenen Versuchen aus den Bereichen Materie, Moleküle, Medikamente und Mikroben. Claudia Sigel vom D-MATL, eine der Organisatorinnen der Tage: "Wegen des grossen Echos wurde das Angebot von einem auf zwei weitere Tage ausgedehnt. Wir wollen den jungen Leuten dabei die Scheu vor der ETH nehmen, ihnen zeigen, dass die Naturwissenschaften hier nicht abgehoben agieren." Dies sei den meisten weitgehend gelungen – wenn auch nicht allen gleich.

Tablettieren und lutschen

Besonders gut kam die Herstellung von Brausetabletten, Lippenpomade oder Handcremes an. Weniger verständlich schienen dagegen trotz einiger konkreter Beispiele die Ausführungen von Heidi Wunderli-Allenspach, Professorin für Pharmazeutische Wissenschaften, über die Wirkung von Arzneien im menschlichen Körper. "Ich gebe mir Mühe, aber ich verstehe es nicht ganz", flüsterte die Sechstklässlerin Sara Steiner vom Schulhaus Seebach der Schreiberin zu. Trotzdem wussten aufmerksame Schüler danach, dass Paracelsus sagte: "Die Menge macht das Gift", oder sie erfuhren, dass Arzneistoffe durch die Nieren ausgeschieden werden. Andere Einführungsvorlesungen scheinen altersgerechter gewesen zu sein, allen voran diejenige von Mikrobiologie-Professor Markus Aebi.

Nach der Einführungsvorlesung teilten sich die Schüler in 30 kleinere Gruppen auf und wurden zu ihrem ersten Experiment begleitet. Die Fünftklässler des Stadtzürcher Schulhauses Bachtobel etwa hatten sich für die Herstellung von Lutschtabletten mit Erdbeeraroma entschieden.


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Der erste Schritt zur eigenen Erdbeer-Lutschtablette: Die Fünftklässlerin Sarah Stauffer und ihre Schulkameraden vom Schulhaus Bachtobel wägen die Zutaten ab. gross

Der Fünftklässler Karim Schmid vom Schulhaus Bachtobel in Zürich füllt die hergestellte Mischung in die Tablettiermaschine. gross

Doch bevor erste Zutaten abgewogen werden konnten, galt es, Laborbrillen und Gummihandschuhe anzuziehen. Konzentriert und mit Eifer machten sie sich unter der Aufsicht von vier Assistenten an die Arbeit. Und schon entbrannte ein kleiner Geschwindigkeitswettbewerb, den die Mädchen souverän für sich entschieden.

Dafür hatte Peer Schmid die rettende Idee, als der Pulvertrichter mit den gemischten Zutaten verstopfte: Mit einem Stäbchen das Pulver von unten lösen. Tatsächlich: es klappte und die jungen Leute konnten anschliessend die maschinelle Tablettierung beobachteten. "Das ist cool!", bemerkte etwa Karim Schmid, als die ersten Tabletten herausgeschoben wurden. Zum krönenden Schluss erhielten die jungen Wissenschaftler ein Döschen mit dem eigenen Produkt.

Sternenhimmel unterm Mikroskop

Die Gruppe vom Stadtzürcher Schulhaus Mühlebach hat sich im zweiten Experiment der Betrachtung von Teesorten verschrieben – einer Rinde und einer Wurzel. Fasziniert betrachteten sie die Kügelchen und Stäbchen, in die sich Chinarinde und Süssholz unter dem Mikroskop auflösten. "Das sieht aus wie ein Mond am Sternenhimmel", staunt etwa Clarissa Crincoli andächtig und betrachtet immer wieder die Vergrösserung des mit Stärke verunreinigten Süssholzes.

"Wir wollen den jungen Leuten schon vor dem Eintritt ins Gymnasium zeigen, welche Schönheiten die Naturwissenschaften bereit halten können", erklärte Claudia Sigel später im Gespräch. Ob eine Veranstaltung in diesem Umfang allerdings jedes Jahr möglich ist, wisse sie noch nicht. "Doch es wäre schön, wenn wir sie wenigstens alle zwei Jahre durchführen könnten. Der Erfolg des Anlasses ermuntert uns jedenfalls, weiter in diese Richtung zu gehen."


Fussnoten:
(1) Weitere Veranstaltungen zu den Feierlichkeiten: www.hci-feier.ethz.ch/hci_events



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